Alpenüberquerung E5 von Madau/Lechtal nach Meran
Die Ortsgruppe Freyung der DAV Sektion Passau machte sich am 03. Sept. unter der Leitung von Tourenleiterin Rita Gell auf, um den Alpenhauptkamm auf Schusters Rappen zu überqueren. Mit dem Zug fuhr die 10-köpfige Wandergruppe ab Passau über München nach Reutte/Tirol und weiter mit dem Bus über Bach im Lechtal
durch das Madautal zum Ausgangspunkt der 1. Etappe, dem 1308 m hoch gelegenen Berggasthof Hermine mit Blick zum Adlerhorst der „Geierwally“.
Am nächsten Morgen startete die Gruppe nach einem ausgiebigen Frühstück und strahlend blauem Himmel zum nächsten Tagesziel, dem Württemberger Haus. Der Weg führte am glasklaren, rauschenden Bach immer weiter ansteigend über Waldabschnitte, herabstürzende Wasserfälle und Geröllhalden entlang, immer die zu überwindende Medriolkette vor Augen. Ab dem Schiefersee wurde es steiler und man musste eine ca. 100 m hohe Felsspalte mit Kletterpassagen und Seilen zum Leiterjöchl (2516 m) hinauf überwinden. Nach dieser schweißtreibenden Kletterei wurde auf dem Jöchl eine kurze Verschnauf- und Fotopause eingelegt, bevor es an den schrofigen, steilen Abstieg zum Württemberger Haus (2220 m) ging welches weit unten im Tal bereits sichtbar war. Der herzliche Empfang des sehr sympathischen Hüttenpaares, das gute Essen und Trinken, die spektakuläre Freiluftdusche und das nicht ganz „sägefreie“ Lager beendeten diesen ersten Wandertag.
Der Blick aus dem Fenster am Morgen des nächsten Tages zeigte einen wolkenlosen Himmel und der Aufbruch nach dem Frühstück fiel nicht schwer. Nun stand der abgelegene Abstieg ins Inntal nach Zams bevor. Von der Hütte steil abwärts über Latschenfelder und Blockgelände folgte der Steig dem Bachverlauf zur Unterlochalm und durch das Zammer Loch dem Tal entgegen. Nach 1450 m im Abstieg erreichte die Gruppe Zams am Inn. Eine kurze Kühlung an einem Brunnen und es ging weiter zur Venetbahn welche die Wanderer auf den Krahberg (2208 m) brachte. Das Quartier auf der Venet Gipfelhütte wurde bezogen und die Gruppe machte sich sodann noch auf zu einer Tour auf die Glanderspitze (2512 m) und das Wannejöchl. Nach der Rückkehr ins Quartier und hervorragendem Abendessen folgte Hüttenruhe bis zum Abmarsch am nächsten Tag.
Der folgende Tag begann am Krahberg mit einer langen Panoramastrecke über moorige Almwiesen und Brettersteige zur Gogles-, Galflun- und Larcher Alm, bevor es auf dem alten Almweg viele Höhenmeter steil abwärts nach Wenns im Pitztal ging. Von hier aus fuhr man mit dem Bus weiter nach Mittelberg (1736 m) am südlichen Ende des Pitztals. Leider verschlechterte sich hier das Wetter, so dass die Sicht auf die umliegenden Gipfel verwehrt blieb. Ab der Gletscherstube führte der Wasserfallweg steil und gut gesichert am tosenden Gletscherbach aufwärts in nicht enden wollenden Kehren über seilversicherte Passagen und kräfteraubenden Aufstiege zur Braunschweiger Hütte (2758 m), dem Ziel des 3. Wandertages.
Bedingt durch heftige Regenfälle während der Nacht musste die Tourenführung etwas geändert werden und es ging von der Braunschweiger Hütte über eine Geröllkuppe und felsiges Gelände (stellenweise versichert) steil bergauf und über eine ausgesetzte und ebenfalls versicherte Passage erreichte die Gruppe das Rettenbachjoch (2990 m) bei Schneefall. Mangels Sicht wurde mit der Schwarzen Schneid-Bahn zum Parkplatz am Rettenbachgletscher abgefahren. Wegen Murenabgang war auch der Venter Höhenweg gesperrt, so dass mit dem Bus bis Sölden im Ötztal und weiter nach Vent (1896 m) gefahren werden musste. Erst hier konnte mit dem weiteren Aufstieg zur Martin-Busch-Hütte begonnen werden, dem Ziel dieser Etappe. Ab Vent folgte man den Wegweisern zur Hütte durch das Niedertal, aber auch hier musste wegen Steinschlag die vorgegebene Route wieder geändert werden. Abstieg zum tosenden Bach und überqueren desselben über eine Metallbrücke um auf der anderen Seite die Tour fortzusetzen. Hier traf man auf hunderte von Schafen und Ziegen, welche sich an den Sträuchern und Gräsern der Berghänge gütlich taten. Nachdem man den ursprünglichen Weg wieder erreichte, zog dieser sich in nicht enden wollenden Kehren bis zur Martin-Busch-Hütte (2501 m) hin.
Der folgende Morgen und letzte Wandertag bescherte der Gruppe einen wolkenlosen blauen Himmel mit fantastischer Rundsicht über die vergletscherte Bergwelt von Marzellferner, Similaun und Finailspitze. Auf historischem Boden (ganz offensichtlich wurde der Alpenhauptkamm schon etwa 3000 Jahre v. Chr. am 3000 m hohen Niederjoch überquert und jedes Jahr werden tausende Südtiroler Schafe im Juni über das Joch in das saftige österreichische Weidegebiet getrieben und im September wieder zurück ins Südtiroler Schnalstal). Beim Aufstieg zur Similaunhütte konnte man von den Berghängen das Geblöke der Schafe bereits hören, am Samstag darauf war „Schafscheid“, d.h. der Abtrieb ins Schnalstal stand bevor. Nach dem Überqueren einiger Schneefelder erreichte die Gruppe die Similaunhütte, ein wunderbares Panorama bot sich den Wanderern. Hintere Schwärze, Similaunspitze, Finailspitze und sogar König Ortler konnte im Hintergrund ausgemacht werden. Weit unten konnte man das smaragdgrün des Vernagt Stausees bereits erkennen. Der Abstieg nach Vernagt erforderte dann noch die ganze Aufmerksamkeit, ging es doch wieder steil, seilversichert und in felsigem Gelände dem Endpunkt der Alpenüberquerung entgegen. Nach 1340 m wurde das Ziel erreicht und das herrliche Schnalstal zog jeden in seinen Bann.
Mit dem Bus fuhr die Gruppe nach Meran und hier wurde in der Jugendherberge das letzte Quartier der Tour bezogen – ein geselliger Abend bei gutem Essen rundete diesen ereignisreichen Tag ab.
Am nächsten Morgen startete die Gruppe mit dem Zug von Meran über Bozen und München nach Passau der Heimat zu.
Fazit der Gruppe: Eine anstrengende, erlebnisreiche und hervorragend organisierte Wanderwoche mit vielen wunderbaren Panoramen bleibt den Teilnehmern im Gedächtnis und man war sich einig, die Tour im nächsten Jahr vom Ötztal aus über das Timmelsjoch weiter fortzusetzen…..
Bericht: Maria Stögbauer
Fotos: Ortsgruppe Freyung